Regina Carter
Regina Carter kombiniert atemberaubende Technik und tiefgreifende kompositorische und improvisatorische Fähigkeiten mit einem neuen, aggressiven Ansatz an ihr Instrument - und sie stellt unsere bisherige Einstellung zur Violine in Frage. "Die Leute kennen die Violine aus der Klassik und von der Country Musik, und haben die vorgefertigte Meinung, daß dies die Einsatzgebiete für die Violine sind und das eine Geige so zu klingen hat. Außerdem halten sie es für ein so kleines, elitäres und empflindliches Instrument. Ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, wenn ich mit klassischen Geigern zusammenspiele und in den Noten wird verlangt, daß man den Rücken des Bogens, also das Holz, verwenden soll um die Saiten zu klingen zu bringen - um ein perkussives Element oder einen anderen Klang zu bekommen - daß ich immer wieder zu hören bekomme "ich schlag doch nicht auf mein Instrument - diese Geige war viel zu teuer." Sie sehen das nicht als einen neuen Ansatz, als neue Klangmöglichkeit, sie sind in der traditionellen Denkweise verhaftet," so die aus Detroit stammende Violinistin.
Durch Carters Spielweise, zeigt die Violine nicht nur ihre melodiöse Seite, sondern auch ihre perkussive Möglichkeiten. Regina Carter beweißt ihre Bereitschaft und ihr Interesse neue Wege zu gehen, bekannte und unbekannte musikalische Kombinationen auszuprobieren.
Die Leichtigkeit mit der Carter zwischen den einzelnen Musikrichtungen wechseln kann, beruht auf der Vielzahl von musikalischen Einflüssen in ihrem Leben. Mit zwei Jahren begann sie Klavier zu spielen und mit vier wechselte sie zur Violine. Laut Carter ist die Suzuki Methode, nach der sie gelernt hat - eine Methode die "Learning by doing" als Maxime hat, also eher nach dem Gehör als nach Noten zu spielen - der Grund für ihr improvisatorisches Potential: "Diese Methode hat uns vom Papier, von der gedruckten Note befreit".
Zuerst galt ihr Interesse der klassichen Musik. Dann als sie älter wurde hat sie den Rhythm & Blues für sich entdeckt. "In Detroit sind so viele verschiedene musikalische Dinge passiert. Wir hatten Motown, Parliament, Funkadelic, und dann natürlich das Symphonie Orchester - also von allem etwas. In der Schule hat ich Unterricht in indischer Musik und Geschichte, und natürlich in afrikanischer Musik." Ihr erklärtes Ziel war es Solist in einem der bedeutenden Orchester zu werden, und in ihrer Jugend studierte sie mit den Detroit Civic Symphonikern, mit denen sie auch auftrat. Jazz war in ihrem Leben eher unbedeutend, bis sie als High-School Schülerin ein Konzert des Geigers Jean Luc Ponty hörte. "Ich habe mich gleich in diese Musik verliebt, und habe angefangen mich näher mit dem Jazz zu beschäftigen." Als College Studentin am New England Conservatory studierte sie zuerst sowohl Jazz als auch Klassik, bis sie sich entschloss Jazz zu ihrem Hauptberuf zu machen. Nach zwei Jahren am Konservatorium wechselte sie an die Oakland University in Michigan, und spielte regelmäßig in der Detroiter Gegend mit lokalen Musikern wie zum Beispiel dem Trompeter Marcus Belgrave. 1987 schloss sie sich dem Quintet Straight Ahead an - einer Jazzband die ausschließlich aus Frauen bestand. Mit Straight Ahead nahm sie zwei Alben auf, bevor sie sich entschloß ihr Debut unter eigenem Namen zu geben. Mittlerweile in New York lebend hat sie dort mit Musikern wie Oliver Lake, Max Roach, den Uptown String Quartet sowie dem String Trio of New York gearbeitet.