Barbara Hendricks
Barbara Hendricks wurde in Stephens, Arkansas geboren und erhielt ihre musikalische Ausbildung an der Juilliard School of Music in New York bei der Mezzo-Sopranistin Jennie Tourel. Zuvor hatte Barbara Hendricks an der Universität von Nebraska Mathematik und Chemie studiert und bereits im Alter von 20 Jahren die Auszeichnung "Bachelor of Science in Mathematics and Chemistry" erworben. Von Juilliard graduierte sie als "Bachelor of Music".
Die Künstlerin gab 1974 ihr Debut an der Oper in San Francisco in "Poppea". In den darauffolgenden Jahren sang sie an den Opernhäusern von Boston, Santa Fe, Amsterdam, Hamburg, und Mailand sowie dem Glyndebourne Festival. Berühmtheit errang Barbara Hendricks mit der Rolle der Susanna in Mozarts "Le Nozze di Figaro", die sie 1978 in einer Neuproduktion an der Deutschen Oper Berlin unter der musikalischen Leitung von Daniel Barneboim sang. Später interpretierte sie diese Rolle noch unter Karl Böhm in Berlin, Neville Marriner bei den Festspielen von Aix-en-Provence und unter Wolfgang Sawallisch in München. Ihr Debut an der Pariser Oper gab Barbara Hendricks 1982 in der Rolle der Juliette (Romeo et Juliette). Anschließend wurde sie erneut an die Pariser Oper eingeladen, um Nanetta (Falstaff) und Melisande (Pelleas et Melisande) zu singen. 1982 war die Sängerin ebenfalls in der Rolle der Nanetta in einer Koproduktion von Falstaff (musikalische Leitung Carlo Maria Guilini) in Los Angeles, London und Florenz zu hören. Das Debut an der New Yorker Met folgte 1986 als Sophie im "Rosenkavalier". Erneut als Susanna folgte die Mailänder Scala 1987 unter der musikalischen Leitung von Riccardo Muti. Im Opernfilm "La Bohème" (Regie Luigi Comencini) verkörperte sie die Mimi. 1991 erweiterte sie ihr Repertoire um die "Manon" in Parma.
Im Herbst 1993 wirkte Barbara Hendricks bei der feierlichen Wiedereröffnung des Ronacher-Theaters, Wien mit den Wiener Philharmonikern unter Zubin Mehta mit. 1994 sang sie die Partie der Anne Truelove unter Esa-Pekka Salonen in einer preisgekrönten Verfilmung von "The Rake's Progress" und 1996 die Welturaufführung von Tobias Pickers "The Rain in the Trees" mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Lorin Maazel. Weitere, das Interesse der Künstlerin belegende, Beispiele waren 1974 mit Sir Georg Solti und dem Chicago Symphony Orchestra die US Premiere von "Un Espace Déployé" von Gilbert Amy, ebenfalls unter Solti die Uraufführung von David Del Tredici's "Final Alice" - eine Rolle, die Barbara Hendricks auch mit den Boston, Philadelphia, Cleveland Symphony sowie Los Angeles und New York Philharmonic interpretierte. Die amerikanische Erstaufführung von Penderecki's "Désirée" folgte 1976 mit Los Angeles Philharmonic unter Zubin Mehta. Als Ehrengast Lord Jehudi Menuhins anläßlich seines 80. Geburtstags interpretierte die Künstlerin 5 kurze für dieses Jubiläum komponierte Stücke zeitgenössischer Komponisten - schließlich im Jahr 1997 hob sie Lieder des japanischen Komponisten Mari Takano aus der Taufe.
Barbara Hendricks ist seit vielen Jahren eine der bedeutendsten Interpretinnen der Kunstform des Liedes. Sie gibt jährlich zahlreiche Liederabende in allen bedeutenden Musikzentren Europas - davon immer einige in Deutschland - Japans und Nordamerikas und hat mehrere ausgedehnte Tourneen durch die Sowjetunion unternommen.
Unter den Pianisten, mit denen die Künstlerin bisher zusammenarbeitete, befinden sich Dmitri Alexeev, Michel Beroff, Yefim Bronfman, Michel Dalberto, Youri Egorov, Ralf Gothoni, Radu Lupu, Maria Joao Pires, Roland Pöntinen, Staffan Scheja, Andras Schiff und Peter Serkin.
Seit 1994, als Barbara Hendricks beim Montreux Jazz Festival erstmals Jazz sang, ist sie regelmäßig bei den führenden Jazz-Festivals auf der ganzen Welt zu Gast und erschloß sich damit eine weitere Ausdrucksform.
Mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Leonard Bernstein, Sir Colin Davis, Antal Dorati, Carlo Maria Giulini, Bernhard Haitink, Herbert von Karajan, Lorin Maazel, Sir Neville Marriner, Zubin Mehta, Wolfgang Sawallisch oder Sir Georg Solti arbeitet(e) die Künstlerin nicht nur regelmäßig, sondern hat auch über 70 Plattenaufnahmen eingespielt.
Nach Japan führten Barbara Hendricks bereits mehrere Reisen: Konzerte in den Jahren 1977 mit Herbert von Karajan und 1985 mit Leonard Bernstein; 1986 ein Gastspiel mit der Wiener Staatsoper in den Rollen der Susanna und Sophie; 1996 mit der Hamburger Staatsoper in der Rolle der Gilda; seit 1987 neben Orchester- und Opernkonzerten auch regelmäßig Liederabend-Tourneen. In China wirkte die Künstlerin im September 1998 beid er "Turandot" Produktion unter Zubin Mehta in der verbotenen Stadt, Peking in der Rolle der Liu mit.
Seit 1987 setzt sich Barbara Hendricks als Ehrenbotschafterin der Vereinten Nationen für die Belange von Kriegsgefangenen ein und besucht weltweit Gefangenenlager. 1991 und 1993 gab sie Konzerte in Dubrovnik und Sarajevo. 1998 gründete die Künstlerin eine Stiftung, die der Konfliktvorbeugung bzw. der Versöhnung und Befriedung bestehender Konflikte gewidmet ist. Neben zahlreichen Auszeichnungen und Ehrendoktortiteln wurde die Künstlerin 1990 als "Honorary Member of the Institute of Humanitarian Law", in San Remo/Italien ausgezeichnet. Nachdem sie 1986 von der französischen Regierung den Titel "Commadeur des Arts et des Lettres" erhielt, wurde sie 1992 durch Präsident Francois Mitterand zum Ritter der französischen Ehrenlegion geschlagen.
Barbara Hendricks lebt seit 1977 in Europa, ist schwedische Staatsbürgerin und stolze Mutter einer Tocher und eines Sohnes im Teenager-Alter.